Geburtsgeschichten von Denise

Mein errechneter Geburtstermin mit Kyano war der 12.01.2019. Ich selber habe am 18.01.93 Geburtstag und wollte immer mein erstes Kind mit spätesten 25 bekommen. Also war ich sehr gespannt ob ich bei der Geburt noch 25 Jahre alt sein werde oder sogar schon 26, denn ich hatte gehört das die meisten Frauen, bei ihrer ersten Geburt, übertragen.

Aber so sollte es bei mir nicht kommen.

Ich war super entspannt bei allem was mit der Schwangerschaft aber auch mit der Geburt zu tun hatte. Alles an der Sache ein Kind zu bekommen, war für mich einfach super interessant, da ich es mir schon sehr lange gewünscht habe.

Ich hatte keine Angst, in der Schwangerschaft nicht und auch vor der Geburt nicht, ich freute mich sogar, denn ich hatte ein super gutes und sicheres Gefühlt bei allem.

Das ist auch der Grund gewesen, wieso ich und mein Partner Sayo und dafür entschieden haben unser Kind zu Hause zu bekommen. Denn da fühle ich mich am sichersten und geborgen.

Am 27.12.2018 schrieb ich meiner Freundin morgens gegen 09:30 Uhr, dass ich sehr viel vom Schleimpfropf im Toilettenpapier hatte, als ich auf Toilette war.

Ich wusste, dass man möglicherweise mitbekommt wie der Schleimpfropf sich löst, wenn man so langsam Geburtsreif ist, also war ich sehr aufgeregt, denn ich hatte eigentlich noch 16 Tage bis E.T.

Ich hatte immer mal wieder Wehen, alle 15 Minuten, diese Schmerzten aber nicht, zogen nur etwas am Rücken und manchmal auch in die Beine. So ging es dann on/off bis zum 30.12.2018.
An dem Tag fingen die Wehen an etwas mehr zu piksen und ziehen und ich hatte ein noch größeres Stück vom Schleimpfropf verloren. Ich war immer noch zuversichtlich, dass Kyano erst ein paar Tage später kommen wird. Das hofften mein Partner und ich beide, denn morgen wäre Silvester und übermorgen Neujahr.

Am 31.12.2018 habe ich morgen wieder etwas vom Schleimpfropf verloren, dieses Mal mit etwas braunem Blut drinnen. An dem Tag lagen wir zu Hause auf dem Sofa und haben entspannt, ich wollte zu Hause eigentlich bisschen für Neujahr vorbereiten, denn wir wollten am Abend Raclette essen und alkoholfreien Champagner trinken, doch jedes Mal wenn ich was vorbereiten wollte und eine Wehe bekam, musste ich aufhören und mich hinlegen.

Gegen 13:45 Uhr hatte ich alle 5 Minuten eine Wehe, die ca. 1 Minute und 15 Sek dauerte. Also machte ich den Wannentest. Als die Wehen davon nicht weniger wurden und ich immer noch alle 2-4 Minuten eine Wehe hatte die mindestens 45 Sekunden ging, rief mein Partner die Hausgeburtshebamme an.
Diese hatte erst noch 1½ Stunden Autofahrt vor sich, dass Sie aus Löptin bei Plön kam.

Sayo: „Hallo Dorothee, Denise hat alle paar Minuten eine Wehe. Sie tun auch schon etwas weh“

Dorothee: „Ok, ich mache mich auf dem Weg.“

Sayo: „Ok gut, aber es kann doch noch ein paar Tage dauern oder?“

Dorothee: „Nein, euer Baby kommt jetzt!“

Mein Partner hat schon leicht die Krise bekommen. Ein Silvester- oder Neujahrsbaby? Kyano hat doch genug Zeit, warum genau jetzt?

Gegen 16:30 Uhr war die Hebamme da, wir haben etwas gequatscht und Sie hat mich untersucht.
Sie erklärte mir, dass die Wehen an den vorhergehenden Tagen eine wichtige Rolle in der Latenzphase gespielt haben, in der Prostaglandine ausgeschüttet wurden die meinen Gebärmutterhals weichgemacht haben, damit er sich verkürzen konnte.

Ich war zu dem Zeitpunkt als Dorothee da war, 1 cm geöffnet und konnte Kyano’s Kopf unten fühlen.
Wir waren uns aber einig, dass ich die Wehen noch zu gut aushalten konnte und so ist Dorothee wieder gefahren.
Sie war bei einem Freundespaar zum Neujahrsessen eingeladen, wo Sie gerne noch hinwollte, und da ich mich super wohl fühlte stimmte ich zu und ließ Sie gehen. Wir machten ab, dass wir Sie anrufen sollten, wenn die Wehen so stark sind, dass ich selber nicht mehr anrufen könne.

Es motivierte mich sehr zu wissen, dass ich mitten in der Geburt stecke und bald meinen Sohn in den Armen halten würde.

Also ließ ich jede Wehe zu, meditierte bei jeder Wehe, sodass ich mich zu 100% entspannte wenn meine Gebärmutter ihre Arbeit tat, denn ich wusste, dass ich meinem Kind mit jeder Wehe näherkomme, wenn ich Sie einfach zu lasse.

Gegen 18:00 Uhr ließen die Wehen etwas nach und mein Partner und ich aßen und bereiteten uns auf das kommende Ereignis vor! Um 22:00 Uhr beschlossen wir uns eine Runde spazieren zu gehen. Erstens um zu versuchen die Wehen wieder etwas in Gang zu bringen und zweitens um eine Wunschrakete abzuschießen.
Wir gingen also eine kleine Runde, ließen die Wunschrakete fliegen und gingen wieder Heim.
Gegen 22:45 Uhr hatte ich das letzte Stück des Schleimpfropfes verloren. Dieses Mal auch mit sehr vielen braunen Blutfäden.

Vor Mitternacht wurden die Wehen wieder stärker. Wir schauten das Feuerwerk und gingen dann am 01.01.2019 um 01:00 Uhr schlafen.

Um 03:00 Uhr wurde ich mit Wehen wieder wach. Ich ging rüber ins Wohnzimmer und legte mich auf das Sofa und entspannte mich und konzentrierte mich auf meine Wehen und den Geburtsprozess.
Mein Partner schlief noch, ich dachte er sollte sich ruhig noch ein wenig ausruhen.

Gegen 06:00 Uhr weckte ich ihn dann, die Wehen waren sehr stark und er rief Dorothee an, dass Sie bitte kommen soll, denn nun waren die Wehen so stark, das ich Sie nicht mehr anrufen hätte können.

Ich bat meinen Partner mir eine Wärmflasche zu machen, die er mir bei jeder Wehe an den Rücken drücken sollte. Das half unglaublich gut, aber er war super entspannt und fand es Zeitweise wichtiger sich etwas zu essen zu machen, als mir die Wärmeflasche an den Rücken zu drücken. Damals fand ich das total nervig und heute kann ich drüber lachen.

Gegen 06:45 Uhr ist meine Fruchtblase geplatzt und ich wollte in unsere Badewanne.

Wir hatten eigentlich einen Geburtspool gemietet, aber keine Zeit mehr gehabt diesen aufzustellen und aufzufüllen.
Das warme Wasser in der Wanne half bei jeder Wehe sehr gut. Ich konzentrierte mich die Wehen zu zulassen und meinen Körper unter jeder Wehe zu entspannen, damit ich mich schnell öffnen konnte.

Gegen 07:30 Uhr spürte ich dann einen unglaublichen Druck nach unten und hatte das Gefühl mitpressen zu müssen. Dorothee war jedoch noch nicht da und ich ließ es deshalb lieber sein.

Ein paar Minuten später klingelte es. Es war Dorothee die rein kam, ich lächelte Sie an und begrüßte Sie und Sie war ganz verwundert, dass ich Sie noch anlachen konnte, obwohl ich so weit im Geburtsprozess war.
Sie untersuchte mich und ich war knapp 10cm offen, daher konnte ich direkt anfange mit zu pressen. Der Übergang von der Öffnungsphase in die Austreibungsphase war für mich das anstrengendste der ganzen Geburt. Ich bin beim Pressen in der Badewanne immer abgerutscht und wollte deshalb lieber aufs Sofa.

Also sind wir ins Wohnzimmer rüber, mein Partner setzte sich auf die Lehne mit den Beinen auf der Sitzfläche des Sofas und ich stand auf dem Sofa im Vierfüßler und lehnte mich mit meinem Oberkörper auf sein Schoß.
Ich hatte Schwierigkeiten einen Rhythmus zu finden, die Wehen waren super stark und sehr unregelmäßig, weshalb ich es manchmal gar nicht schaffte nach einer Wehe wieder einzuatmen, da dann direkt die Nächste kam.

Ca. eine Stunde später pendelte es sich aber ein. Ich fühlte dann auch mehr und mehr Druck auf meinem Damm und Dorothee holte einen heißen Lappen und drückte diesen dagegen. Das war unglaublich schmerzlindernd und kann ich jedem sehr empfehlen.

Ich hatte das Gefühl, meine Presswehen bringen nicht wirklich viel und hatte dann nach einer weiteren halben Stunde die Schnauze voll. Daher atmete ich so viel Luft ein, dass meine Lungen, wie bei einem Luftballon, super aufgeblasen und auf Spannung gewesen sind, drückte meinen Oberkörper auf dem Schoß meines Partners und presste, ohne die Luft raus zu lassen.

Ich merkte, dass sich unten endlich etwas tat, merkte aber auch wie mein Kiefer auf einmal beim Pressen anfing zu krampfen. Ich schaute meinen Partner an und beschwerte mich darüber, dieser schien aber nichts sehen zu können.

Bei der nächsten Geburtswehe tat ich also das selbe und nun hatte ich auf einmal auch einen Druck über dem linken Auge. Eine Presswehe darauf war Kyano‘s Kopf geboren und noch eine Wehe darauf der Rest. Das war so eine unglaubliche Erleichterung.  Ich nahm ich zwischen meine Beine hoch und legte ihn auf meine Brust.

Kyano war so wunderschön, mein Partner und ich waren sehr emotionsgeladen und fingen vor Glück an zu weinen. Unser Sohn Kyano kam am 01.01.2019 um 09:05 Uhr mit einer Größe von 50cm, einem Gewicht von 3110 Gr. und einem Kopfumfang von 34 cm zur Welt und er war perfekt.

Es war so wunderschön zu Hause zu sein und direkt nach der Geburt mit meinem Neugeborenen auf dem Sofa zu liegen. Wir informierten Familie und Freunde, mussten meiner Familie aber leider sagen, dass sie noch nicht kommen konnten. Mir ging es einfach noch zu schlecht.

Ich war sehr erschöpft und mein Kreislauf spielte verrückt, ich hatte einen extrem schnellen Puls.
Erst nach der Geburt erzählten Dorothee und mein Partner mir, dass mein Gesicht und mein Dekolletee wie aufgeblasen waren. Es spannte auch immer noch und knisterte so komisch unter der Haut.
Keiner von uns hatte aber eine Idee was das sein könnte, Dorothee hatte das in Ihrem Lauf als Hebamme noch nie zu vor gesehen.

Nach einiger Zeit nahm Dorothee mich mit auf Toilette, aber mir ist mehrfach schwarz vor Augen geworden und ich konnte auch nur ein wenig Wasser lassen, welches sehr unangenehm war, da ich eine kleine Hautabschürfung auf meiner Scharmlippe hatte. Zum Glück war ich aber nicht gerissen, ich hatte mich aber auch Wochen vor der Geburt mit Dammmassage und Himbeerblättertee vorbereitet.

Also lag ich mich wieder aufs Sofa. Dorothee hatte leider das Blutdruckgerät vergessen, geplant war aber, dass meine Nachsorgehebamme gegen Abend nochmal vorbeischaut, Sie sollte dann eins mitnehmen.
Dorothee fuhr nach Hause, aber leider verbesserte sich mein Kreislauf im Laufe der Stunden nicht, ich konnte nur schwer und sehr Flach atmen und als ich alleine nochmal versuchen wollte Wasser zu lassen, ist mir auf dem Weg zur Toilette wieder schwarz vor Augen geworden und ich bin umgekippt.

Wir sagten der Nachsorgehebamme Bescheid sie solle bitte schnell kommen, da es mir weiterhin schlecht ging. Ich konnte nur im halb liegen atmen, denn in allen anderen Stelllungen schmerzte meine Lunge. Gegen 18:00 Uhr war Sie dann da, sie hatte leider auch ihr Blutdruckgerät vergessen, aber misste ebenfalls meinen Puls manuell und er war immer noch rasend schnell.

Dorothee rief an und sagte Sie habe mit einem befreundeten Arzt telefoniert und ihm meine Symptome geschildert, dieser erzählte, dass alles auf einen Spannungspneumothorax hindeutete, meine Lungen waren also durch der vielen Luft in und dem großen Druck auf der Lunge gerissen und die ganze Luft ist wie bei einem platzenden Luftballon entwichen und in mein Gewebe unter die Haut gewandert.
Die Lungen seien wahrscheinlich etwas zusammengefallen, wir sollten sofort den Notruf wählen und mich abholen lassen, mein Zustand war kritisch und könnte sich jeden Moment immens verschlechtern.

Ich war natürlich super traurig, dass ich nun doch mit meinem Neugeborenen ins Krankenhaus musste, ich hatte ja nicht umsonst eine Hausgeburt gewählt, aber ich habe die Situation selbstverständlich akzeptiert, Gesundheit geht vor!

Um kurz vor 19:00 Uhr waren auf einmal 10 Menschen bei uns in der Wohnung, ich hatte überall Kabel und Schläuche, mein Zustand war sehr viel ernster als ich es glauben konnte und wollte, denn wie ich hier lag, ging es mir ok. Mein Puls war 10 Stunden nach der Geburt immer noch rasend schnell und mein Blutdruck war außergewöhnlich niedrig, ich stand also kurz vor einen Kreislaufschock.

Kyano und ich wurden mit dem Krankenwagen in die DIAKO gebracht, mein Partner fuhr mit der Nachsorgehebamme hinterher. Dort angekommen wurde meine Lunge gescannt, dabei hatte sich die Diagnose bestätigt und mir wurde eine Drainage durch die Rippen zur Lunge verlegt.
Diesen hat der Arzt leider so verlegt, dass er komisch unter meinem Schulterblatt lag und ich hatte dadurch unglaubliche Schmerzen.

Die Notaufnahme hatte mich in der DIAKO eingeschrieben, eigentlich gehörte ich aber der Lungenstation des St. Franziskus-Hospitals an und wurde mit Kyano aber auf die Wochenbettstation verlegt.

Dieses Durcheinander bekam ich auch die kommende Woche zu spüren. Keiner wollte wirklich die Verantwortung für mich übernehmen und mir wurde ständig versprochen, dass jemand sich mich anschaut und ich wahrscheinlich dann und dann nach Hause konnte, ich wurde aber immer enttäuscht, es kam bei der Visite meistens einfach keiner.

Ich hatte wegen dem Start ein schlechtes Gewissen, ich wollte doch eigentlich, dass wir alle zu Hause unsere erste Zeit gemeinsam genießen konnten, dabei durfte der Papa mich immer nur besuchen und nachts nicht bei uns bleiben, was mir sehr schwer fiel.

Gerade auch wegen dieser Ungewissen Behandlung dort im Krankenhaus. Ich hatte wegen der Drainage sehr schlimme Schmerzen, Sie lag so unangenehm, welches mir echt zu schaffen machte.

Nach einer Woche, am 08.01.2019 kam dann die Nachricht auf die ich gewartet hatte. Ich wurde vom St. Franziskus-Hospital abgeholt, die Drainage sollte mir gezogen werden und ich konnte endlich nach Hause.
Im St. Franziskus angekommen, wartete ich auf meinem Partner, er kam dann auch nach einiger Zeit an und mir wurde dann die Drainage gezogen. Wir waren so überglücklich endlich als kleine Familie nach Hause zu können.

Die nächsten Wochen gingen damit wieder auf die Beine zu kommen, ich war schwach, da ich die gesamte Woche im Krankenhaus Bettlägerig gewesen war. Ich war aber heilfroh und dankbar, dass mein Kind gesund gewesen ist und wir endlich als Familie starten konnten.

Für mich ist es trotz allem kein traumatisches Erlebnis gewesen, ich fand meine Geburt wunderschön und würde mir so sehr wünschen das ich nochmal auf natürlichem Wege entbinden darf und am aller liebsten auch wieder zu Hause, aber das wird wohl ein Traum bleiben, denn die Chance, dass mir die Lungen nochmal reißen ist nun erhöht.

Ich weiß, dass das Unglück alleine wegen meiner Ungeduld passiert ist, ich war ungeduldig und habe die Konzentration verloren, wodurch ich nicht richtig geatmet habe, bzw. nicht ausgeatmet habe und meine Lunge somit einem unwiderstehlichen Druck ausgesetzt habe. Der Fehler lag bei mir, also nur ich kann es nächstes Mal anders machen und das beruhigt mich. Es liegt in meiner Hand.

Eine Geburt ist das kraftvollste, magischste und schönste was eine Frau erleben kann und darf und bin super dankbar dies erlebt zu haben und das ich aber auch mein Partner so entspannt dabei gewesen ist. Sayo und ich waren uns nach der Geburt sogar einig, dass wir das auch alleine hinbekommen hätten.

Ich hoffe, dass ich vielleicht doch noch mal die Möglichkeit bekomme zu Hause zu entbinden und die Magie somit ein weiteres Mal erleben darf.